Hochschulpolitik

 

  1. Wie stehen Sie zur Hochschulautonomie und zur Spezialisierung der Hochschulen (Fächerabbau)?

CDU:

Das Studienangebot muss sich noch stärker am Bedarf an Absolventinnen und Absolventen orientieren. Hierzu wollen wir die Hochschulen ermutigen. Darüber hinaus werden wir uns für den Aufbau eines Ingenieursstudiums im nördlichen Landesteil einsetzen, um dem zunehmenden Fachkräftemangel in diesem Bereich entgegenzutreten.

Die Hochschulautonomie hat für die CDU einen hohen Stellenwert. Wir stehen für freie und eigenständige Hochschulen.

 

SPD:

Unter sozialdemokratischer Verantwortung sind in den letzten Jahrzehnten die organisatorischen und finanziellen Entscheidungsfreiräume der Hochschulen durch Novellierungen des Hochschulgesetzes entscheidend erweitert worden. Mit uns wird es keine Rückschritte geben.

Für ihr Fächerangebot sind die Hochschulen selbst zuständig. Dabei liegt es nahe, nicht ausgelastete Parallelangebote soweit wie möglich zu vermeiden. Wir werden in diese Entscheidungen nicht eingreifen.

 

Bündnis 90/Die Grünen:

Wir GRÜNE sind für mehr Hochschulautonomie. Wir wollen dass Professor*innen, Studierende und Personal auf Augenhöhe gemeinsam über die wichtigsten Fragen an ihren Hochschulen entscheiden können. Wenn die Hochschulen alle auf Augenhöhe mitbestimmen lassen, wollen wir den Hochschulen beispielsweise beim Bau auch mehr Freiheiten geben. Wenn das nicht gewährleistet wird, wie bspw. bei den Entscheidungen zur Anwesenheitspflicht an den Hochschulen, setzen wir uns punktuell für landespolitisch einheitliche Regeln ein.

Dazu gehört auch die Frage nach der Streichung und der Errichtung neuer Studiengänge. Das Land sollte sich hier nicht einmischen. Allerdings wollen wir bestimmte Studiengänge im Bereich Nachhaltigkeit stärker unterstützen. Für uns ist wichtig, dass in Kooperation aller Hochschulen bei uns im Land in allen Bereichen studiert werden kann. Die Christian Albrechts Universität wollen wir als Volluniversität stärken.

 

FDP:

Die FDP will die Hochschulautonomie deutlich ausweiten, also den Hochschulen des Landes mehr Freiraum zu Entwicklung geben. Dies empfehlen auch Wissenschaftsexperten wie zum Beispiel die Imboden-Kommission. Deshalb werden wir uns für ein Schleswig-Holsteinisches Hochschulfreiheitsgesetz einsetzen. Einen entsprechenden Entwurf hat die FDP bereits vorgelegt (siehe Drs. 18/2984). Das bestehende Hochschulgesetz hat sich in vielen Bereichen bewährt, muss aber dringend weiterentwickelt werden, um die Hochschule optimal für die Zukunft aufzustellen. Wir wollen den Hochschulen und damit den einzelnen Gruppen an den Hochschulen mehr Eigenverantwortung in den Bereichen Bau, Finanzen, Personalangelegenheiten und innerer Organisation der Hochschulen übertragen. Zur inneren Organisation gehört aus unserer Sicht auch die Einführung, Änderung und Aufhebung von Studiengängen. Dies soll allein in die Verantwortung der Hochschulen übergehen und der bisherige Genehmigungsvorbehalt des Ministeriums entfallen. Das Land würde sich so aus der operativen Detailsteuerung zurückziehen. Die Qualitätssicherung würde weiterhin über entsprechende Akkreditierungsverfahren laufen. Grundsätzlich ist die CAU für uns eine Volluniversität und dabei soll es auch bleiben.

 

SSW:

Unsere Hochschulen erfreuen sich wegen ihrer Vielfalt und guten Angebote einer großen Beliebtheit. Wir wollen dieses Angebot eher aus- als abbauen. Für den SSW ist deshalb klar, dass wir unsere Hochschulen weiterhin nicht nur in Sachen Exzellenz sondern bei der Profilierung insgesamt unterstützen müssen. Die über 10 Millionen Euro, die von Seiten des Landes zur Vorbereitung auf die dritte Exzellenz-Runde bereitstehen, haben wir daher ausdrücklich begrüßt. Innovative Forschungsprojekte möchten wir auch darüber hinaus stärker fördern. Denn unser klares Ziel bleibt es, die jeweiligen Profile unserer Hochschulen noch weiter zu schärfen. Aus Sicht des SSW ist besonders wichtig, dass wir hier alle Standorte gleichermaßen im Blick behalten.

 

DIE LINKE:

Wir sind gegen eine noch stärkere Verengung des angebotenen Fächerkanons. Wir vertreten grundsätzlich eine Position der bildungsorientierten, freien Hochschule und nicht einer von Unternehmen abhängigen Universität, die nur noch spezialisierte Berufsvorbereitung leistet.

Das zunehmende Engagement von Unternehmen in der Drittmittelförderung betrachten wir daher sehr kritisch und als große Gefahr für die Freiheit der Universitäten. Wir möchten, dass Hochschulen an der Bildung der Studierenden, zu selbstständig denkenden, urteilenden und handelnden  Menschen mitwirken. Spezialisierung, Konkurrenz und die stärkere Einmischung von Wirtschaftsunternehmen in die Hochschulforschung und -lehre, halten wir daher für untragbar und mit einem solchen intrinsischen Bildungsverständnis für unvereinbar.

 

AFD:

Die Unabhängigkeit von Lehre und Forschung ist für uns unabdingbare Voraussetzung für eine produktive Hochschullandschaft. Studienabschlüsse müssen klare Inhalte und Fertigkeiten vermitteln und ein eindeutiges Profil haben. Pädagogische Hochschulen für Grund-, Haupt- und Realschullehramt sind flächendeckend wieder einzuführen. Berufsbezogene Studienfächer und das duale System sind zu stärken. Auch kleine Fächer müssen erhalten werden, um die Vielfalt der Lehre und Forschung zu bewahren.

 

 

  1. Wie verfahren Sie hinsichtlich der Zusammenarbeit mit studentischen Gremien? Halten Sie die unterschiedlichen Statusgruppen (Professoren, Studierende, wissenschaftliche und sonstige Beschäftigte) bei der Zusammensetzung der akademischen Gremien  für hinreichend repräsentiert?

CDU:

Wir werden die Gremien an den Hochschulen wieder verschlanken und uns für effizientere Entscheidungswege an den Hochschulen einsetzen. Dies wird der Qualität der Lehre zugutekommen. Selbstverständlich werden wir weiterhin dafür sorgen, dass alle Statusgruppen ausreichend repräsentiert sind.

 

SPD:

Die SPD hat mit der letzten Hochschulgesetznovelle von 2015 die Mitbestimmungsrechte der nichtprofessoralen Statusgruppen erheblich erweitert. Die Neuordnung der Gremienstruktur ermöglicht ein hohes Maß an Mitbestimmung, ohne die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes zu verletzen. Wir haben diese Reform gegen deutliche Widerstände aus der Professorenschaft durchgesetzt. Unser Ziel ist eine angemessene Repräsentation aller Statusgruppen. Dazu stehen wir auch weiterhin.

 

Bündnis 90/Die Grünen:

Unser Ziel ist und bleibt echte paritätische Mitbestimmung. Deshalb haben wir bis an die Grenze des verfassungsrechtlich möglichen die Mitbestimmung für Studierende und Personal erweitert. Dies wird bspw. durch die Einrichtung eines paritätisch besetzten erweiterten Senats und paritätisch besetzte Kommissionen deutlich. Wir sind bereit weitere Schritte in der kommenden Wahlperiode zu gehen.

 

FDP:

Die FDP will die Autonomie der Hochschulen bei der inneren Organisation stärken. So soll nach unseren Vorstellungen den Hochschulen die Freiheit gegeben werden, die Zusammensetzung des Senats in ihrer Verfassung selbst zu bestimmen. Dadurch können der Einfluss und die Partizipationsmöglichkeit einzelner Mitgliedergruppen gemäß dem Ermessen der Hochschule verändert werden. Der Gedanke hochschulischer Autonomie und Verantwortung wird dadurch gestärkt und die verfassungsrechtlichen Vorgaben eingehalten.

 

SSW:

Durch unsere Novelle des Hochschulgesetzes haben wir den Weg auch für mehr studentische Mitbestimmung geebnet. Die Mitbestimmung gilt sowohl für den wissenschaftlichen als auch den nicht-wissenschaftlichen Bereich und ist unserer Meinung nach ein wirklich großer Fortschritt. Wir haben uns nicht nur in diesem Sinne, sondern auch grundsätzlich für gute Rahmenbedingungen eingesetzt, und mit den verschiedenen Statusgruppen einen konstruktiven Weg hin zu mehr Kooperation erarbeitet.

Bezogen auf die Mitbestimmungsrechte der Studierenden haben wir mit dem zusätzlichen Rede- und Antragsrecht der/des Asta-Vorsitzenden, das nun im Hochschulgesetz verankert ist, den richtigen Weg einschlagen. Uns ist wichtig, dass die Studierenden ihre Interessen vorbringen können. Der Senat einer Universität stellt die Weichen für die Entwicklung und fungiert wie ein Parlament der Universität. Die Studierenden sollen hierbei nicht nur Zaungäste sein, denn schließlich sind sie es, die Fehlentwicklungen ausbaden müssen. Entscheidungsprozesse bleiben ein gemeinsames Ringen, bei der keine Seite die andere niederstimmt. Vernünftige Argumente sollten sich durchsetzen lassen, gerade an einer Hochschule. Deshalb hat der SSW so viel Mitbestimmung für die Studierenden gefordert, wie es das Grundgesetz zulässt.

 

DIE LINKE:

Wir vertreten grundsätzlich das Ideal einer demokratischen Hochschule. Dazu gehört, die gleichberechtigte, demokratische Teilhabe aller Statusgruppen. Dies ist bisher noch nicht vollumfänglich der Fall. Insbesondere Studierende halten wir in den meisten Gremien für unterrepräsentiert und setzen uns daher für eine stärkere Repräsentation studentischer Interessen ein.

 

AFD: Ja.

 

 

  1. Was halten Sie von den aktuellen Zugangsbedingungen an Hochschulen (z.B. Eignungstests)? Welche alternativen Verfahren zum Hochschulzugang können Sie sich vorstellen?

CDU:

Wer studieren will, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen und über bestimmte Qualifikationen verfügen. Dies steht für die CDU außer Frage. Das eigentliche Problem ist die zu hohe Hochschulabbrecherquote. Darum wird die CDU eine verpflichtende Studienberatung für Studentinnen und Studenten einführen, die die Mindeststandards nach zwei Semestern nicht erfüllen.

 

SPD:

Das Abitur ist der Nachweis der allgemeinen Hochschulreife. Im Regelfall sollte darüber die Vergabe von Plätzen ablaufen. Gleichzeitig wissen wir, dass dieses System nicht jedem Menschen gerecht wird. Bewährte Ausnahmen für besonders begabungsabhängige Fächer (wie Musik, Sport u. a.) sind deshalb ein guter Weg. Wir sind offen für eine Diskussion über weitere alternative Zugangsmöglichkeiten.

Bereits verbessert haben wir die Möglichkeit, dass Berufstätige ohne Abitur ein Studium aufnehmen können. Wir wünschen uns eine offene und vielfältige Hochschule.

 

Bündnis 90/Die Grünen:

Wir GRÜNE halten eine einseitige Orientierung an der Abschlussnote für falsch. Noten sind oft nicht aussagekräftig. Unser Ziel ist es; den Hochschulzugang weiter auch für Menschen ohne Einser Abi zu öffnen. Wir wollen niemanden durch das Ergebnis von einem Eignungstest die Aufnahme für sein Wunschstudium blockieren. Zur Studienorientierung können wir uns aber vorstellen, dass Hochschulen Eignungstests anbieten. Damit junge Menschen in den ersten Semestern die Möglichkeit haben, sich stärker zu orientieren können wir GRÜNE uns auch Modellprojekte für ein Studium Generale, in dem man sich erst später festlegt, vorstellen.

 

FDP:

Die FDP will das Abitur wieder aufwerten. Der bisherige Trend der Abwertung muss gestoppt werden. Aus dem Abitur muss wieder eine echte Hochschulreife werden. Es darf nicht nur eine bloße Hochschulzugangsberechtigung sein. Daneben unterstützt die FDP die bereits jetzt vorgesehenen weiteren Hochschulzugänge, z.B. für Meisterinnen und Meister des Handwerks. Auch die bisherigen Möglichkeiten der Hochschulen, durch Eignungsprüfungen oder Auswahlgespräche, wie es z.B. die Universität Lübeck im Bereich der Medizinstudienplätze macht, den Hochschulzugang, bzw. den Zugang zu einzelnen Studiengängen zu ermöglichen, unterstützen wir. Einer weiteren moderaten Öffnung dieses Instruments stehen wir positiv gegenüber.

 

SSW:

Wir gehen erst einmal davon aus, dass unsere Schulen die Schülerinnen und Schüler grundlegend für ein Studium vorbereiten. In bestimmten Fächern kann es sinnvoll sein, das Eignungslevel der künftigen Studierenden durch Vorkurse der Universitäten sicherzustellen.

Insgesamt wünschen wir uns aber einen Hochschulzugang, der vom Numerus Clausus entkoppelt ist. Stattdessen drängen wir seit längerem auf die stärkere und möglichst einheitliche Berücksichtigung von zusätzlichen Angaben – wie etwa die Anerkennung von sozialem Engagement und Freiwilligendiensten. Idealvorstellung des SSW ist ein differenziertes Zulassungsverfahren, das besonderes Engagement, Erfahrungen und Kompetenzen der Bewerberinnen und Bewerber bei der Vergabe der Studienplätze berücksichtigt.

 

DIE LINKE:

DIE LINKE ist gegen klassische Zugangsvoraussetzungen. Die Durchlässigkeit des Bildungssystems muss deutlich erhöht werden, darum müssen auch andere Abschlüsse, Qualifikationen und Erfahrungen zum Hochschulzugang berechtigen. Wir können uns ein Ausbau der freiwillige und unverbindliche Eignungstest vorstellen, der Studierenden hilft einzuschätzen ob sie ein Studiengang interessiert und ihren Fähigkeiten entspricht. Alle Studiengänge, seien es nun Master-, Bachelor oder Diplomstudiengänge müssen grundsätzlich zulassungsfrei sein. Die Zulassungsbeschränkungen für bestimmte Fächer verstärken nicht nur die soziale Undurchlässigkeit des Bildungssystems, sondern sind entsprechend der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nur als außerordentliche Maßnahme zulässig. Daher stellt es einen noch größeren Skandal dar, dass diese auch 45 Jahre nach dem einschlägigen NC-Urteil immer noch existieren.

 

AFD:

Es soll Aufnahmeprüfungen insbesondere für technische, naturwissenschaftliche und medizinische Studienfächer geben. Ständig sinkende schulische Anforderungen haben dazu geführt, dass mit bestandenem Abitur die Hochschulreife nicht mehr gesichert ist. Die Anforderungen an Studenten dürfen sich keinesfalls dem gesunkenen Niveau anpassen, sondern müssen sich an den international höchsten Standards ausrichten. Die AfD fordert deshalb leistungs- und eignungsbezogene Auswahlverfahren für verschiedene Hochschultypen. Es gilt „Qualität vor Quantität“.

 

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Wir danken den Parteien für die ausführlichen Antworten und werden in den kommenden Jahren die politischen Handlungen an den vorab verkündeten Absichten messen.

Euer AStA Universität zu Kiel