Foto von Stühlen auf Schultischen in einem Klassenraum

Bildungsgerechtigkeit über die Schulzeit hinaus sichern

Diese Pressemitteilung wurde von der Landesschüler*innenvertretung für die Gymnasien in Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem AStA der CAU veröffentlicht.

Mit dem offiziellen Semesterstart an der CAU Kiel werden jedes Jahr tausende junge Menschen auf ihrem akademischen Weg begrüßt. Für uns als Landesschüler:innenschülervertretung ist dieser Moment nicht nur ein feierlicher Auftakt, sondern auch Anlass für eine klare Forderung: Bildungsgerechtigkeit darf nicht mit dem Abitur enden.

Schon während der Schulzeit kämpfen viele Schüler:innen mit finanziellen Belastungen. Dass diese mit dem Übergang an die Hochschule noch größer werden, ist ein unhaltbarer Zustand. Verwaltungsgebühren und andere Hürden können abschreckend wirken und gefährden den freien Zugang zu Bildung. Damit werden besonders diejenigen benachteiligt, die nicht aus finanzstarken Familien stammen.

„Der Abbau finanzieller Hürden darf nicht mit dem Ende der Schulzeit enden. Bildungsgerechtigkeit muss für die gesamte akademische Laufbahn gelten.“

Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, sicherzustellen, dass kein:e Schüler:in nach dem Abitur oder Fachabitur aus finanziellen Gründen von einem Studium ausgeschlossen wird. Echte Chancengerechtigkeit bedeutet, allen die Möglichkeit zu eröffnen, den gesamten akademischen Bildungsweg zu gehen – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.

Chancengerechtigkeit muss im gesamten Bildungssystem gesichert werden. Die potentiell neuen Verwaltungsgebühren führen jedoch dazu, dass Studierende aus einkommensschwachen Familien deutlich häufiger vor der Entscheidung stehen, ob sie sich ein Studium überhaupt leisten können, denn die ohnehin hohen Kosten für ein Studium werden durch jede, auch vermeintlich „kleinere“, Erhöhung des Semesterbeitrags einen Schritt unrealistischer für große Teile der Jugend. Das verstärkt soziale Ungleichheiten, die im Übrigen auch schon in den weiterführenden Schulen ein Problemthema sind.

Wer heute finanzielle Barrieren aufrechterhält oder sogar aufbaut, entscheidet indirekt darüber, wer morgen studieren darf. Das sehen wir als Landesschüler:innenvertretung als eine falschen Ansatz an das Gemeingut “Bildung.”

Wir fordern daher die Ablehnung des Vorschlags von neuen Verwaltungsgebühren und den konsequenten Abbau aller Barrieren, die den Zugang zu einem Studium erschweren. Bildung ist ein Grundrecht und darf niemals zur Kostenfrage werden.

Besonders alarmierend würde sich eine Erhöhung der Semesterbeiträge auf angehende Lehrkräfte auswirken. Schleswig-Holstein kämpft seit langer Zeit mit einem massiven Lehrkräftemangel, der ohne gezielte Förderung der Lehramtsstudiengänge kaum zu beheben sein wird. Verwaltungsgebühren und andere finanzielle Belastungen schrecken potenzielle Lehramtsstudierende zusätzlich ab oder führen dazu, dass sie ihr Studium auch aus finanzieller Sicht stärker hinterfragen müssen. Damit gefährden wir die Qualität und Zukunft unseres Bildungssystems doppelt: Zum einen fehlt es an Nachwuchs an den Schulen, zum anderen wird das Lehramtsstudium für viele junge Menschen zu einer finanziellen Belastungsprobe. Wenn Bildungspolitik langfristig gedacht werden soll, müssen wir genau hier ansetzen und den Zugang zum Lehramtsstudium attraktiver gestalten – nicht teurer.

Verwaltungsgebühren stellen nicht nur ein soziales, sondern auch ein strukturelles Problem dar. In Zeiten, in denen Bundesländer um Studierende konkurrieren, schwächt jede zusätzliche Hürde die Attraktivität des Hochschulstandorts Schleswig-Holstein. Wer sich zwischen verschiedenen Universitäten entscheiden kann, wird sich für den Ort entscheiden, der faire Bedingungen und einen guten Lernstandort bietet – und nicht für den, der zusätzliche Kosten verursacht. Statt Studierende mit Gebühren zu belasten, sollte das Land in bessere Studienbedingungen investieren.

Die Verantwortung für Bildungsgerechtigkeit endet nicht mit dem Verweis auf Haushaltszwänge. Bildung ist eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft – nicht ein Kostenfaktor, den es zu minimieren gilt. Wir appellieren daher an die Landesregierung, für eine sozial gerechte und zukunftsfähige Hochschulpolitik einzustehen. Verwaltungsgebühren, die Studierende zusätzlich belasten, widersprechen dem Grundgedanken der Bildungsgleichheit. Nur wenn wir allen jungen Menschen, unabhängig vom Einkommen, den Zugang zu hochwertiger Bildung ermöglichen, kann Schleswig-Holstein ein Land bleiben, das Chancen eröffnet, statt sie zu begrenzen.

Eschel Ewert Landesschüler:innensprecher der Gymnasien in Schleswig-Holstein

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