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Rede zum Frauen*kampftag

Geschlechterrollen & Alltagssexismus

Eigentlich kannst du es als junge Frau in Deutschland nur falsch machen.

Trägst du ein Kopftuch, handelst du fremdbestimmt.

Trägst du Minirock, bist du billig.

Schminkst du dich nicht, machst du nichts aus dir.

Schminkst du dir die Lippen rot, bietest du dich an.

Bist du dick, bist du faul.

Bist du dünn, bist du oberflächlich.

Mädchen und Frauen befinden sich dauerhaft in Situationen, in denen sie beurteilt und bewertet werden.

Hauptsache wir gefallen dem männlichen Blick. Dies wird uns unter Anderem durch haufenweise sexistische Werbung vermittelt. Attraktivität scheint dann das Lebensziel von Frauen sein zu sollen. Daraus wächst eine Wirtschaft, die darauf ausgelegt ist, eine idealisierte, perfektionierte Version von Frauen zu gestalten.

Laurie Penny sagt dazu: „Wenn alle Frauen dieser Erde morgen früh aufwachen und sich in ihren Körpern wirklich wohl und kraftvoll fühlen, würde die Weltwirtschaft über Nacht zusammen brechen!“

Feminismus befreit nicht nur Frauen aus einer dominanten Gesellschaft, sondern jeden Menschen aus unterdrückenden Mechanismen, die uns in unserem freien Leben einschränken!

Jungs wurden anders erzogen, gewiss mit einigen Vorteilen. Ihnen wurde mehr zugetraut, mehr eigenes Erleben zugestanden. Aber auch sie haben unter strikten Rollenzuteilungen gelitten.

Sei stark!

Sei kein Mädchen!

Sei ein Mann!

Geh ins Büro, lass deine Frau das Kind erziehen!

Alltagssexismus kann subtil und unauffällig sein. Oder er kann dominant Lebenswege verändern. Er schleicht sich in Erziehung und Entwicklung ein.

In Schule, Ausbildung und Studium wirken sich strikte Rollenbilder aus. Während Mädchen vermittelt wird, dass sie besser in Textilkunde, als in Mathe sind, haben Männer es schwer, wenn sie weiblich konnotierte Ausbildungen wählen wollen.

Wir sind als Frauen so sozialisiert worden, dass wir das Gefühl haben in einer Welt zu leben, die gefährlich für uns ist.

Geh nicht alleine joggen!

Geht nicht im Dunklen durch den Park!

Meidet große Männergruppen!

Meidet betrunkene Männergruppen!

Meidet Männer generell!

„Immer wachsam!“, würde Mad Eye Moody sagen.

Wenn uns etwas passiert, laufen wir auch noch Gefahr, dass uns die Schuld zugeschoben wird.

„Hättest halt nicht so ‘nen kurzen Rock tragen sollen!“

Damit entschuldigt man sexuelle Übergriffe; anzügliche Bemerkungen, Begrabschen bis hin zu Nötigungen und Gewalt.

Diese Sachen können Männer heutzutage sogar in Kursen der sogenannten pickup-Artists lernen. Ein „Nein“ wird hier nicht akzeptiert, stattdessen werden Frauen nötigenfalls mit Gewalt unterworfen. Birthe Rohles von Terre des femmes meint dazu: „Sexuelle Verfügbarkeit und überzogene Geschlechterstereotypen sind die Basis von Diskriminierung. Und Diskriminierung ist die Basis von Gewalt.“

Versteht uns nicht falsch;

wir sehen sehr wohl den Fortschritt der Gesellschaft. Auch Männer haben erkannt, dass der Feminismus ihnen hilft.

Es gibt groß angelegte Kampagnen wie „It’s on us!“ und „He for She“. Mittlerweile gibt es Professorinnen, Managerinnen, eine Bundeskanzlerin. Väter, die zu Hause bleiben, Socken stricken und Kleider anziehen.

Aber hier ist der Weg noch lange nicht zu Ende.

Tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter und die Auflösung anderer Diskriminierungsmechanismen bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe, für die wir weiterhin kämpfen müssen und werden! Sodass alle Menschen selbstbestimmt Entscheidungen treffen und unkommentiert leben können.

Wir stehen ein für ein freies Leben in gegenseitigem Vertrauen und Verantwortung füreinander!