Sehr geehrter Stadtpräsident Tovar, sehr geehrter Oberbürgermeister Kämpfer, sehr geehrte Gäste, liebe Menschen aus dem AStA,
herzlichen Dank für die Gelegenheit, hier heute Abend den Raum für ein paar Worte zu bekommen. Wir schätzen dies sehr.
Wir schätzen überhaupt grundsätzlich die Tatsache, dass wir in Kiel studieren. Kiel gewinnt als Stadt zwar keinen Schönheitspreis, aber für Studierende hat sie viele Vorteile:
Es ist schön, dass man vieles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen kann, man fühlt sich selten verloren. Und es gibt Schiffe. Gut, Schiffe sind für den Großteil der Studierenden, die sich ja in großer Zahl aus Schleswig-Holstein rekrutieren, jetzt kein ungewöhnlicher Anblick… aber für alle, die von unterhalb des Weißwurstäquators namens Elbe kommen, sind sie eine tolle Attraktion.
Wenn man Studierende danach fragt, was ihnen am Studium an Kiel besonders gefällt, wird die Nähe zum Wasser immer als einer der ersten Punkte genannt.
Wo hat man sonst die Möglichkeit, kurz nach Skandinavien rüberzuhüpfen, am Wasser entlang zur Hochschule zu kommen, gleichzeitig ein vielfältiges Angebot an Studienmöglichkeiten, wissenschaftlicher Weiterbildung und die Nähe zum politischen Zentrum des Landes?
Insbesondere, wenn es um die Herausforderungen für Studierende geht, freuen wir uns darüber, wenn die Stadt Kiel aktiv auf uns zugeht und mit uns zusammen an Lösungen arbeitet. Hier ist insbesondere das Feld des Studentischen Wohnens zu benennen. Seit Jahren wird es für Studierende – und auch andere gesellschaftliche Gruppen – immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Vor allem für Erstsemester, die neu in die Stadt kommen, und internationale Studierende wird die Situation immer unhaltbarer.
Eines unserer AStA-Mitglieder hat vor ein paar Monaten ein freies Zimmer angeboten und bekam 150 (!) Anfragen von Interessierten. Und dies ist kein Einzelfall.
Hier hilft es auch nicht, darauf zu verweisen, dass es möglich ist, in die Randlagen und das Umland auszuweichen. Denn bei allem Verständnis, das inzwischen für die katastrophale Wohnraumsituation entstanden ist, fehlt es doch am Bewusstsein dafür, dass es für eine gute Wohnsituation auch einer guten Infrastruktur im Öffentlichen Nahverkehr bedarf. Hier hat Kiel ebenfalls noch deutliches Ausbaupotential.
Haben Sie mal versucht, abends oder am Wochenende zur Uni zu kommen? Für Studierende endet der Studienalltag nicht um 20 Uhr und schon gar nicht am Wochenende. Dies wird jedoch in der Erreichbarkeit des Campus mit dem Öffentlichen Nahverkehr wenig bis gar nicht abgebildet. Und nicht alle Studierende haben die Möglichkeit, per Fahrrad an die Uni zu kommen.
Studierende brauchen jedoch eine gute soziale Infrastruktur rund um ihre Hochschule. Ohne diese kann ein Studium nicht gelingen. Das Studium ist herausfordernd genug.
Wir befinden uns in einer Zeit, in der es Studierenden immer mehr an finanzieller Unterstützung mangelt, in der die Hochschulen den Studien-und Prüfungsdruck nicht mehr abbauen, sondern steigern. Das Verständnis für die Herausforderungen im Studium ist immer noch nicht in der Gegenwart angekommen, sondern fokussiert sich immer noch auf das Bild des Studierenden, der zuviel Zeit im Studium hat und sich durch die Eltern oder durch BAföG finanziert. Wir wünschen uns mehr Wahrnehmung der tatsächlichen Situation und aktive Unterstützung.
Die Hochschulen sind ein Teil dieser Stadt. WIR sind Teil dieser Stadt und wir sehen uns nicht als Einwohner*innen des akademischen Elfenbeinturms, sondern als Teil – auch INTERNATIONALER Teil – der kommunalen Gemeinschaft.
Ich muss Ihnen nicht erklären, warum Studierende eine Bereicherung für Kiel sind. Die aktive kulturelle Szene, die maßgeblich auch von Studierenden mitgestaltet wird, spricht für sich. Auch die Gründungsszene und der Wissenschaftsstandort Kiel sind ohne den studentischen Nachwuchs nicht denkbar. Die Attraktivität der Stadt gründet sich auch auf eine lebendige, weltoffene, kulturell vielfältige Szene. Nicht zuletzt dies ist auch ein Anlass, nach Kiel zu kommen – sei es als Besucher*in oder als neue*r Einwohner*in, egal, woher man kommt.
Also lassen Sie uns die Stadt gemeinsam gestalten.
Nicht nur, weil Kiel mehr davon hat, sondern auch, weil Meer allein nie genug sein kann.