Feminismus-Verständnis des AStA der CAU zu Kiel

Erklärung zur Feminismus-Kampagne und zur feministischen Kampf-Demo am 08.März

Aufgrund der Diskussionen und Kritiken in diversen sozialen Medien wie Facebook und Jodel sowie per Email, welche durch die Feminismus-Kampagne und den Aufruf zur Demo anlässlich des Frauen*kampftages am 8. März des AStA ausgelöst wurden, möchten wir uns zum Thema Feminismus ausführlich positionieren.

Das Feminismus Verständnis des AStA ist queer und intersektional. Das bedeutet, dass die Forderungen nach Chancengleichheit und Gleichberechtigung unabhängig vom biologischen und sozialen Geschlecht zu sehen sind. Der Begriff “Queer” vereint die Vielfalt von sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten. “Intersektional” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich verschiedene Diskriminierungsformen überschneiden und somit Kategorien wie Rassismus, Sexismus und Homophobie gemeinsam betrachtet werden müssen. Somit vertritt der AStA die Position eines queeren (also für ALLE Geschlechter offenen), intersektionalen (also auch antirassistischen) Feminismus, der sich für die Chancengleichheit, die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung und gegen die Diskriminierung und Unterdrückung von ALLEN Geschlechtern einsetzt.

Dies sollte auch mit der Feminismus-Kampagne, die derzeit in Form von Statements auf Facebook präsentiert wird, gezeigt werden. Bei den Statements haben sich deshalb auch viele männliche* Angehörige der CAU zum Thema Feminismus zu Wort gemeldet und so repräsentativ gezeigt, dass genau dieser Feminismus ein Gewinn für ALLE darstellt und dass es keineswegs um die veraltete Meinung eines „Männerhassenden Feminismus“ geht.

In den sozialen Medien wurde oft kritisiert, dass die Demo zum Frauen*kampftag von FLTI* organisiert wird und dass Cis-Männer an der Demo zwar teilnehmen können, sich jedoch zurückhalten sollen. Es wurde vorgeworfen, dass FLTI* sexistisch sei.

Sexismus ist eine strukturelle Diskriminierung auf Grund des sozialen Geschlechts, also eine andauernde, systematische, regelhafte und strukturelle Benachteiligung oder Herabwürdigung auf Grund der Kategorie Geschlecht. Außerdem bezeichnet Sexismus die Einstellungen, Stereotypen und kulturellen Elemente, die die daraus resultierende Diskriminierung begünstigen.

Auch die Universität unterliegt einer Gesellschaftsform, in der das Machtgefälle zwischen „Mann“ und „Frau“ als historisch gegeben erscheint und andauernd – mittelbar, unmittelbar, bewusst oder unbewusst – reproduziert wird. „Der Mann“ als Norm und „die Frau“ als ihre Abweichung. Sexismus besteht demnach aus Vorurteilen gepaart mit Macht und kann bereits dort beginnen, wo bestehende Geschlechterhierarchien künstlich aufrechterhalten werden. Ein sexistischer Akt findet nicht in einem luftleeren, objektiven Raum statt. Erst wenn er ein gesellschaftliches Bezugssystem anspielt, welches eine solche Handlung legitimiert und im Zuge der Legitimation die eigene Überlegenheit bewahrt, kann er identifiziert werden.

Daher lehnt der AStA die Auffassung ab, dass Frauen* gegenüber Männern sexistisch sein könnten, denn Frauen* fehlt nach wie vor die institutionalisierte Macht, die Männer haben. Männer sind mehrheitlich oder im Durchschnitt im Vergleich zu Frauen* in einer privilegierten Position.

 

Wie geht also der queere und intersektionale Feminismus mit einer FLTI* Demo überein und warum ist das eben nicht sexistisch? Auf der Demonstration wird niemand ausgeschlossen, auch Cis-Männer sind herzlich eingeladen. Die Redebeiträge sollen aber bewusst nur von FLTI* Personen gehalten werden, weil es an dem Tag um die Bekämpfung von Unterdrückung und Diskriminierung von FLTI* Personen geht. Die Gesellschaft sollte in dieser Hinsicht viel stärker die Stimmen dieser unterdrückten Personen hören. Cis-Männer bekommen in der gesamten Gesellschaft, oft aber auch auf linken Demos, verhältnismäßig mehr Gehör bzw. mehr Möglichkeiten sich zu äußern. Die Begrenzung der Redebeiträge wird hier auch als Form des Empowerments verstanden. Es heißt nicht, dass sich Männer nicht den Kämpfen anschließen können, aber eine der besten Möglichkeiten der Unterstützung besteht darin, dass Frauen* auch einfach mal zugehört statt von anderen über ihre Befindlichkeiten geredet wird.

Ein weiterer Grund für die Entscheidung für einen FLTI* Block ist auch die schmerzhafte Erfahrung, dass es auf Demos – auch in linken Zusammenhängen – immer wieder zu Grenzüberschreitungen und Diskriminierung durch Cis-Männer kommt, daher soll das Risiko dafür zumindest im ersten Block reduziert werden und einen geschützter Raum geboten werden. FLTI* Personen sollen politisch sichtbar werden, was in der Öffentlichkeit sonst selten der Fall ist.

Wir wollen gesehen werden, wir wollen gehört werden, wir wollen unseren Forderungen öffentlich Druck verleihen, wir wollen zeigen dass Frauen* eine politische Kraft haben, die noch immer zu wenig anerkannt wird – denn trotz unserem Ziel einer Gesellschaft in der alle Geschlechter frei sind, leben wir noch in patriarchalen Verhältnissen.