Gerade erst am 27. Januar fand der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus statt, gerade erst wurde an den dunkelsten Punkt der deutschen Geschichte erinnert – an eine Zeit, in der unterschiedliche Minderheiten verfolgt und getötet wurden. Vor allem die jüdische Bevölkerung musste um ihre Existenz und Sicherheit fürchten. Diese Angst setzt sich gerade wieder fest, da auch heute noch antisemitische Vorfälle immer wieder auftreten.
Nur wenige Wochen nach dem Gedenktag tauchen auf dem Campus Kreideschriften auf, die das jüdische Leben auf dem Campus in Frage stellen. Einige dieser Kreidezeichnungen sind pro-palästinensisch, etwa mit Aussagen wie „Save Gaza“. Andere hingegen, wie „Make Israel small again“, sind antizionistisch. Dabei wird das Recht des jüdischen Volkes auf Sicherheit und Selbstbestimmung massiv infrage gestellt. In manchen dieser Aussagen lassen sich antisemitische Motive erkennen, da israelbezogener Antisemitismus oft die De-Realisierung und Zerstörung Israels fordert.
Als Studierendenvertretung stehen wir ganz klar gegen Antisemitismus und für das jüdische Leben auf dem Campus. Wir wollen einen Campus, der allen Menschen unabhängige Freiheit bietet und den man ohne Sorge um die eigene Sicherheit betreten kann. Jüdische Studierende haben – wie alle anderen Studierenden auch – ein Anrecht auf Sicherheit. Daher solidarisiert sich der AStA mit den betroffenen Studierenden.
Der Campus ist ein Ort der Meinungsfreiheit. Doch wenn es zu Gewaltandrohungen wie „Zionisten boxen“ oder zur Verherrlichung von Gewalt und Krieg, etwa mit Parolen wie „Glory Hamas“, kommt, ist diese Meinungsfreiheit nicht mehr gerechtfertigt. Regierungen – auch die israelische Regierung – dürfen und sollen kritisiert werden. Dabei ist es jedoch wichtig, sich zu fragen, ob andere Regierungen mit derselben Schärfe kritisiert würden. Nicht jede Kritik an Israel ist antisemitisch, aber die Grenze ist oft schmal. Staaten und ihre Regierungen müssen umfassender Kritik unterliegen und für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen werden. Gleichzeitig sollten jedoch die Handlungen einer Regierung nicht mit der gesamten Bevölkerung gleichgesetzt werden.
Sollten weitere Kreidezeichnungen auftauchen, bitten wir darum, diese bei uns zu melden, damit wir sie dokumentieren und entfernen lassen können.
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- Audimax Vorplatz: Foto von Julian Schüngel